Silikonfreie Alternativen zum Brustwiederaufbau

Silikonfreie Alternativen zum Brustwiederaufbau

Der Plastische Chirurg, dem Sie sich anvertrauen, sollte eine Mindestanzahl der mikrochirurgisch anspruchsvollen Eigengewebsrekonstruktionen durch Zertifikate belegen können, scheuen Sie sich nicht, danach zu fragen. Außerdem sollte er den Titel „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ oder „Facharzt für Plastische Chirurgie“ tragen. Andere Bezeichnungen wie „Kosmetischer Chirurg“, „Schönheitschirurg“ oder „Ästhetischer Chirurg“ sind keine geschützten Titel und können von jedem Arzt geführt werden. Über die Aus- bzw. Weiterbildung sagen sie nichts aus. Lassen Sie sich die Zeit und nehmen den Aufklärungsbogen mit nach Hause und lesen ihn aufmerksam durch. Notieren Sie sich die Fragen für das Gespräch mit dem Arzt.

Die Datenlage zu jeglicher Art der Rekonstruktion – insbesondere zu den zunehmend häufiger vorgenommenen freien Lappenplastiken – und zu den Risikofaktoren ist wegen fehlender randomisierter Studien begrenzt und basiert zumeist auf unizentrischen, retrospektiven Auswertungen.!!!

Brustaufbau mit Eigengewebe (nach Mastektomie)

Eine Brustrekonstruktion ist auch mit Eigengewebe möglich: Dazu entnimmt der Arzt einen Haut-Fett-Lappen, mit oder ohne Muskulatur, von einer anderen Körperstelle und formt daraus die neue Brust. Die OP dauert je nach Art der Eigengewebsrekonstruktion, der Schnelligkeit des Operateurs und der Anatomie etwa 3-10 Stunden, meist liegt sie zwischen 4 und 8 Stunden.

Operationen mit Muskulatur (nach Mastektomie)

Oft wird für den Brustaufbau mit Eigengewebe ein TRAM-Lappen verwendet (transverser rectus abdominalis-Lappen): Dabei wird ein Haut-Fettgewebe-Lappen quer (transvers) am Unterbauch zusammen mit einem Teil des geraden Bauchmuskels entnommen. Er kann als „gestielter“ oder „freier“ Lappen in den Brustbereich verpflanzt werden:

Bei einem „gestielten“ TRAM-Lappen werden die versorgenden Gefäße nicht durchtrennt. Sie müssen lang genug sein, damit der Haut-Fettgewebe-Muskel-Lappen bis hoch zur Brust geschwenkt werden kann.

Bei einem „freien“ Lappen werden die Gefäße durchtrennt. Nach seiner Verpflanzung in den Brustbereich muss der Lappen also mikrochirurgisch mit neuen Blutgefäßen vernäht werden, damit das Gewebe ausreichend versorgt wird.

Alternativ wird ein Haut-Fettgewebe-Muskel-Lappen, auch vom Bereich des großen Rückenmuskels (LADO = musculus latissimus dorsi) oder – in Ausnahmefällen – vom Oberschenkel (TMG = transverse musculocutanaeus gracilis), für den Brustaufbau verwendet.

Operationen ohne Muskulatur (nach Mastektomie)

Der DIEP-Lappen (DIEP = deep inferior epigastric perforator) besteht aus tiefem Haut- und Fettgewebe vom Bauch, allerdings ohne Muskulatur. Manchmal wird auch ein oberflächlicher Haut- und Fettgewebelappen vom Bauch entnommen (SIEP = superficial inferior epigastric artery).

Menschen, die sehr schlank sind, verfügen oft nicht über genügend Fettgewebe am Bauch. Dann kann für den Brustaufbau Haut- und Fettgewebe vom unteren oder oberen Po verwendet werden (I-GAP = inferior gluteal artery perforator; S-GAP = superior gluteal artery perforator).

 

VOR- und NACHTEILE bei Brustaufbau mit Eigengewebe

Eine Brustrekonstruktion mit Eigengewebe sieht meist natürlich aus und ist dauerhaft. Spätere Korrekturen sind nur sehr selten notwendig. Außerdem ergeben sich bei dieser Art des Brustaufbaus keine Probleme mit einer Strahlentherapie.

Die Operationen für den Brustaufbau mit Eigengewebe dauern meist mehrere Stunden und sind recht strapaziös. Dafür fühlt sich die Brust aus eigenem, durchblutetem Gewebe natürlicher an und hat auch eine natürliche Form. Der Brustaufbau mit Eigengewebe ist ein aufwendiger Prozess und mit Komplikationen verbunden. Manchmal sind Nachoperationen notwendig. Zudem hinterlässt die Gewebeentnahme an der betreffenden Körperstelle größere Narben.

Die Entnahme eines Gewebelappens mit Muskulatur (wie beim TRAM-Lappen) birgt den Nachteil, dass im Entnahmebereich Bewegungseinschränkungen, eine Muskelschwäche und Schmerzen auftreten können. Das ist bei der Entnahme eines Gewebelappens ohne Muskulatur (wie beim DIEP-Lappen) nicht der Fall.

Dafür ist der letztgenannte Eingriff aufwendiger und verlangt vom Chirurgen eine spezielle Erfahrung: Er muss eine neue Gefäßversorgung für den Gewebelappen schaffen. Außerdem ist bei einer Brustrekonstruktion mit einem Gewebelappen ohne Muskulatur das Risiko eines Absterbens von Gewebe (Nekrose) größer als bei der Verwendung von einem Gewebelappen mit Muskulatur.

ZUSAMMENFASSUNG VOR- UND NACHTEILE

gestielter TRAM:

Vorteile:     körpereigenes Gewebe, kein Implantat erforderlich, natürliches Aussehen, natürlicher Alterungsprozess

Nachteile:  Schwächung der Bauchdecke, Hernien, Fettgewebsnekrosen

freier TRAM:

Vorteile:     wie gestielter TRAM, aber weniger Fettgewebsnekrosen bei guter Durchblutung

Nachteile:  wie bei gestieltem TRAM, aber zeit- und personalintensive mikrochirurgische Techniken, aufwendige postoperative Überwachung, höhere Rate an Re-Operationen, Totalnekrosen, Liponekrosen

DIEP:

Vorteile:     wie gestielter TRAM, aber Erhaltung der Bauchmuskulatur, weniger Hernien als bei gestieltem TRAM, weniger Schmerzen, schnellere Erholung

Nachteile:   wie bei freiem TRAM

Gewebetransfer von anderen Regionen

Lappen vom Gesäß (SGAP, IGAP, FCI):

Vorteile:     wie freie Lappen, keine Schädigung der Bauchdecke

Nachteile:  wie freie Lappen, Störung erogener Zonen, nicht beidseitig in einer Operation möglich

– Vollständiges Absterben bei frei verpflanzten Lappen: etwa 2-5%

– Revisionen innerhalb der ersten 24 Stunden nach der ersten OP: etwa 10%

– Teilnekrosen der verpflanzten Lappen: 10-20%

 

Experimentell: Brustaufbau mit Eigenfett

Die Methode, eine amputierte Brust nur mit Eigenfett (ohne Haut und Muskulatur) zu rekonstruieren, wird noch erforscht. Sie wird in Deutschland zum Wiederaufbau nach Mastektomie nur selten und meist im Rahmen von Studien angewendet. Das Fett für den Brustaufbau gewinnt der Chirurg durch Absaugen vom Bauch, Rücken oder den Hüften. Es muss mehrmals in die Brust injiziert werden, weil es vom Körper teilweise wieder abgebaut wird. Z.T. kommt es zu Verhärtungen des eingebrachten Fettes, zu Asymmetrien der Brüste, da Teile des eingebrachten Fettes nicht anwachsen.

Zur Brustvergrößerung wird diese Technik bereits häufig angewendet, trotz der o.g. Risiken.

Äußerliche Brustprothesen

Sollte ein Wiederaufbau der Brust nicht gewünscht oder nicht möglich sein, kann eine äußerliche Brustprothese getragen werden. Diese Kissen bestehen aus Schaumstoff oder Silikon und es gibt eine Vielzahl von Modellen unterschiedlichster Größe und Form. Sie werden in einen speziellen BH mit Taschen eingelegt, so dass zwischen der operierten Seite und der gesunden Brust kein Unterschied mehr zu sehen ist. Die Kosten für eine solche Brustprothese übernehmen die Krankenkassen. Außerdem gewähren sie auch Zuschüsse für spezielle Prothesen-Badeanzüge.

Damit Sie sich ein Bild machen können, hier der Link zu Prothesen, BHs, Badeanzügen etc.

www.magic-dessous.de/shop/brust-op/prothesen-bhs.html

Rekonstruktion der Brustwarze

Um ein möglichst natürliches Brustbild zu erreichen, kann die wiederhergestellte Brust in einer Folgeoperation durch eine rekonstruierte Brustwarze ergänzt werden. Dazu wird erneut Haut und Unterhaut entnommen und die neue Brustwarze analog zur Gegenseite neu geformt. Dieser Eingriff ist mit lokaler Betäubung möglich. Bei sehr großen Brustwarzen besteht außerdem die Möglichkeit des „Nipple Sharing“. Dabei wird die gesunde Warze geteilt und auf die neue Brust transplantiert. Es besteht jedoch die Gefahr einer Sensibilitätsänderung der gesunden Brustwarze. Der Warzenvorhof wird in der Regel durch Tätowierung (Vorsicht!!! Auch hier kommt nicht schadstoffreies Material zum Einsatz) oder durch Transplantation dunkel gefärbter Haut, z. B. aus der gegenseitigen Brustwarze oder von den Oberlidern im Sinne einer Oberlidplastik, simuliert.

Persönliche Anmerkung (ich bin selbst Betroffene):

Diese letzte Alternative halte ich für die beste Lösung im Hinblick auf die Gesundheit. Denn ist der Körper nicht schon genug belastet und muss heilen?! Der Krebs fordert hier schon genug ein. Jede weitere Belastung außerhalb der notwendigen Behandlung schwächt uns. Wir sollten uns vielmehr so lieben, wie wir sind. Unsere Brust definiert nicht unsere Persönlichkeit, unsere Anziehungskraft auf einen Partner oder unsere Liebe zu einem anderen Menschen. Wenn wir uns lieben, spiegelt sich das in unserem Aussehen wider und wir sind schön, so wie wir sind. (Marion Sauer)

Wir möchten an dieser Stelle gerne auf eine ganz wunderbare Seite verlinken, zu AmSoB, Ablatio Mammae Selbstbewusst ohne Brust e.V., einer Initiative von Frauen, die wir sehr befürworten. Nehmt Kontakt auf, wenn Ihr vor dieser für Euch schwierigen Entscheidung steht und Unterstützung braucht.

Die englischsprachige Seite einer non-profit-Organisation (kann über google auf Deutsch gelesen werden) für Betroffene, die vor der Entscheidung stehen, ob Brustaufbau oder nicht bzw., die sich schon gegen einen Brustwiederaufbau entschieden haben, mit zugehörigem Blog, finden Sie unter

https://breastfree.org/

Hinweis: alle gemachten Angaben ersetzen nicht den Arztbesuch oder den Besuch beim Therapeuten!