BS August 2018

Alter: 50 Jahre

Explantiert:  ja / Juli 2016 / kein Enbloc, obwohl zugesagt

Art der Implantate: Allergan, rund Style 110 (texturiert, Silikongel), unter Brustmuskel

Tragedauer: 6 Jahre

Beginn der Symptomatik: bewusst wahrgenommen nach ca. 4 Jahren

Ruptur/Kapselfibrose: starke Ruptur rechts

Symptome: ständige Rachenentzündungen, Schwindel, Extrasystolen, taube Gliedmaßen, Nervenschmerzen, Muskelschmerzen, extreme Schlappheit, starke Vergesslichkeit, Sehstörungen, Augenflimmern, ständig Reizhusten, Atembeschwerden, starke Hautausschläge, Nacken- und Rückenschmerzen, Nachtschweiß, blau verfärbte Hände und Füße, blaue Nase, Kribbeln in den Fingern, Kopfschmerzen, starke Berührungsempfindlichkeit an den Brüsten, Gefühlsverlust Brustwarzen, Depressionen, Stimmungsschwankungen, Brain Fog, Verlust Libido, innerlicher extremer Juckreiz, Raynaud-Syndrom, Tinnitus, starke Probleme mit Leber, Galle, Bauspeicheldrüse

Meine Geschichte:

Nach überstandener Adipositas habe ich mir im Zuge mehrerer Bodylift-OPs im Jahre 2010 Silikonimplantate einsetzen lassen. Ich hatte nur noch Hautlappen und brauchte deshalb eine Bruststraffung. Ich wollte keine Implantate, der Operateur hat mich allerdings von der absoluten Sicherheit und der hohen Qualität der „neuen“ Kissen überzeugt – ich war verzweifelt genug und hatte Vertrauen zu ihm. Er sagte, ich würde keine Brust haben und das würde nicht zu mir passen. Die Sehnsucht nach vermeintlicher Schönheit und endlich in meinem Körper frei sein zu können, war groß und so habe ich ja gesagt.

Nach 4 glücklichen Jahren mit meinen „schönen“ Brüsten fingen viele Erkrankungen an, ich hatte ständig etwas anderes und rannte von Facharzt zu Facharzt. Alle Untersuchungen ohne Befund! Fazit: „was nicht messbar ist, gibt es nicht. Gehen sie zum Psychologen, ihre Erkrankungen sind psychosomatisch“. Ich habe 1,5 Jahre in Notaufnahmen, Krankenhäusern oder auf dem Sofa verbracht. Es war sehr gruselig. Als mich meine Schwester auf Silikonschäden ansprach, wollte ich davon nichts wissen, weil ich mich endlich nach vielen Jahren in meinem Körper wohlfühlen konnte. Aber mein Zustand verschlechterte sich immer mehr, ich hatte immer mehr Fehlzeiten auf der Arbeit, ich konnte keine Freizeitaktivitäten mehr planen, da ich morgens nicht wusste, wie der Tag wird. Im Juni 2016 bin ich auf eine Facebook-Seite von silikongeschädigten Frauen, die in Amerika gegründet wurde (Breast Implant Illness and Healing by Nicole Daruda), gestoßen. Ich begann zu lesen. 3 Wochen fast Tag und Nacht – und ich brauchte keine Untersuchungen mehr. Als ich die Symptomliste und die Erfahrungsberichte der anderen Frauen las, liefen mir nur noch die Tränen. Ich wusste, was die Ursache dafür war, dass ich total krank war. Ich ließ eine MRT-Untersuchung machen, in der nichts gesehen wurde, außer Wellenlinien beim rechten Implantat. Ich sprach mit mehreren Radiologen, Gynäkologen und plastischen Chirurgen und wurde ausgelacht. Die Dinger seien sicher, da könne ein Lkw drüber fahren, ohne dass etwas kaputt geht. Ich verließ mich auf mein Gefühl und meinen gesunden Menschenverstand und ließ im Juli 2016 beide Kissen explantieren. Vereinbart war: Enbloc, Fotodokumentation, Aushändigung der Implantate an mich. Nichts davon ist geschehen. Fotos habe ich bekommen von den Implantaten ohne Kapsel, als sie längst aus meinem Körper genommen waren. Die Implantate lagen im Müll der Klinik und wurden erst auf mein Drängen hin wieder geholt und mir ausgehändigt – zumindest das „intakte Implantat“. Das andere wurde an den Hersteller geschickt. Enbloc ??? Der Arzt hat erst in der OP eine starke Ruptur des rechten Implantats festgestellt. In einer 6-stündigen OP wurde in meinem Brustkorb verklebtes Silikon entfernt, so gut es ging. Kommentar des Arztes: „So etwas habe ich noch nie gesehen. Jetzt machen sie kein Fass auf. Ich brauche die Firma jeden Tag, sie nur einmal im Leben“.

Wie ging es weiter? Ich bin seit 2 Jahren dabei, meinen Körper zu entgiften und zu heilen. Habe bereits ein Vermögen ausgegeben für ganzheitliche Mediziner, Heilpraktiker, Nahrungs-ergänzungen, naturheilkundliche Heilverfahren, usw. Kassenzugelassene Schulmediziner wollen nichts darüber hören, haben keinerlei Erfahrung damit und behandeln mich weiterhin, als hätte ich einen Schaden in meinem Geisteszustand. Lediglich Ärzte oder in anderen Heilberufen tätige Menschen beschäftigen sich mit dem Thema und versuchen, mich so gut es geht, zu unterstützen. Ich kann max. noch 20 Stunden arbeiten – und auch dies fällt mir zeitweise sehr schwer. Ohne eine sehr sozial eingestellte Chefin wäre ich inzwischen ein Sozialfall! Meine 2. Teilzeitstelle in der Gynäkologie eines großen Krankenhauses habe ich aufgrund der hohen Fehlzeiten verloren. Ich bin auf die Unterstützung meines Mannes angewiesen, um meinen Alltag und die Versorgung unserer Haustiere zu wuppen. Ohne ihn wäre ich schon nicht mehr da. Es sind viele Tränen geflossen in den letzten 2 Jahren, ich bin nicht mehr die Person, die ich früher war: kraftvoll, schnell, zuverlässig. Ich kann schlecht Verabredungen treffen bzw. sie einhalten. Mein Leben hat sich stark verändert, mein psychischer und physischer Zustand ist oft besorgniserregend. Ich habe oft Angst, wenn die Symptomatik sehr stark ist. Das wechselt von Tag zu Tag.

Ich hatte das Glück im Unglück, finanzielle Ressourcen zu haben, die ich für meine Gesundung aufwenden kann. Eigentlich war das meine Altersvorsorge! Ich habe einen Grad der Behinderung beantragt: dieser wurde aufgrund verschiedener schon vorher bestandener Diagnosen mit 40 % beschieden mit dem Hinweis, der Zustand nach Silikonruptur (Breast Implant Illness) könne nicht berücksichtigt werden, „da dies keine bleibenden körperlichen Schäden hinterlasse“. Derzeit befinde ich mich vor dem Sozialgericht dagegen im Klageverfahren. Ich wurde teilberentet, ebenfalls aus diesen Gründen – bisher zeitlich befristet bis Sommer 2019. Dann beginnt erneut der Kampf um eine laufende finanzielle Absicherung. Mein Implantathersteller (Allergan) hat mich mit 1.000,00 € abgespeist. Ein schlechter Witz gegen das Vermögen, das ich aufbringe und in Anbetracht der gesundheitlichen Schäden. Mein Umweltmediziner sagte: „Silikon bindet sich an nichts, d.h. es kann nicht ausgeleitet werden. Wir müssen versuchen, ihren Körper so hinzubekommen, dass er mit dem Giftmüll klar kommt“. Für mich steht fest: ich würde niemals mehr (auch nicht nach einer Krebserkrankung) Implantate einsetzen lassen. Gesundheit geht über alles! Ohne die ist ein Leben schwierig – früher wusste ich diese Aussage nicht einzuschätzen.

Ich rate allen Frauen dieser Welt – ob nach dem Stillen von Kindern, ob nach einer Krebs-OP, ob nach starker Gewichtsabnahme – von Implantaten ab, auch wenn ich 4 Jahre damit glücklich war. Der Schaden ist nicht wieder gutzumachen.

Wer gar nicht mit seinem Äußeren zurechtkommt, sollte max. eine Straffung durchführen lassen. Ein Fetttransfer, der bei mir im Zuge der Explantation durchgeführt wurde, ist nicht gut verlaufen. Ich habe harte Knoten und Schmerzen in der Brust, meine Brüste sind unterschiedlich geformt und es ist schwierig, die Brust nach anderen Knoten abzutasten.

Aktueller Zustand/Maßnahmen:

Ich bin regelmäßig bei der Schmerzakupunktur gegen akute Schmerzen, bin beim Heilpraktiker, der mich unterstütz, nehme viele Nahrungsergänzungsmittel, faste ab und zu, versuche unterschiedlichste Detox-Methoden (z.Zt. Zitronenwasser, frisch gepressten Selleriesaft und HMDS (Heavy Metal Detox Smoothie) nach Anthony William. Mir geht es sehr unterschiedlich – es gibt schlechte und bessere Tage, symptomfreie Tage gibt es eher selten. Insgesamt ist meine Symptomatik auf jeden Fall besser geworden!

Ich habe versucht, mich hier kurz zu fassen. Es liest sich sicher schnell und einfach. Für mich ist es ein Weg durch die Hölle, von dem ich nicht weiß, wie er endet.