MF Mai 2019

Der Grund für meine OP und eine Kurzbeschreibung von mir 

Seit ich denken kann, war ich immer sehr gesund, voller Energie und stand vor dem Leben wie ein kleines Kind vor dem Weihnachtsmann. Um es kurz zu fassen: Ich sprudelte nur so vor Energie und hatte große Freude am Leben. Ich war mit meinen Busen offen gestanden auch nie wirklich unzufrieden, aber irgendwann entstand dann doch spontan der Wunsch nach größeren Brüsten. Mein damaliger Freund war komplett dagegen, sodass ich erst nach der Trennung ernsthaft darüber nachdachte. Gesagt getan! OP im August 2007 mit Eurosilicone texturiert. Natürlich die Besten und Neusten (angeblich). Risiken: KEINE! Nur Kapselfibrose mit ca. 3 % Wahrscheinlichkeit. Und natürlich halten die Dinger ein Leben lang. Ein Trecker könne darüberfahren und es würde nichts passieren, weil es die guten und neuen Implantate sind. Flexibel wie Gummibärchen.

Meine Leidensgeschichte 

Die ersten drei Jahre nach der OP waren klasse. Doch im Sommer 2010 fing es eigentlich schon an. Ich fühlte mich kaputt und müde. Als ich dann zum Arzt ging und ich zum ersten Mal in meinem Leben Eisenmangel hatte, dachte ich: „Super, so einfach. Eiseninfusion und dann ist alles wieder gut.“ Anschließend ging es mir einige Wochen besser, bis ich mir eine Ebbstein-Barr-Virus-Infektion einfing. Auch das war in Ordnung, ich war froh, dass überhaupt etwas gefunden wurde und man mir weiterhelfen konnte. Anschließend wurde eine Schilddrüsenunterfunktion (habe ich heute noch) diagnostiziert und immer wieder hielt ich mich an der neuen Diagnose fest und hatte anschließend für kurze Zeit den Eindruck, es würde mir bessergehen.

Ärztemarathon bis zum Abschieben in die Psychosomatik-Ecke

Es wurde allerdings immer schlimmer und nach zahlreichen weiteren Diagnosen (Rheuma, Fibromyalgie, Morbus Crohn, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und vieles mehr), die sich ALLE nicht bestätigten, sagten die Ärzte schließlich, der Grund für mein Befinden sei Stress. Schlussendlich wurde ich für 1,5 Jahre arbeitsunfähig und hatte gelernt, skeptisch gegenüber Ärzten und deren Diagnosen zu werden. Im Netz fand ich leider in 2014 noch nicht viel zu Risiken von Implantaten oder Erfahrungen wie meiner. Mein eigener Verdacht, es könne an den Implantaten liegen, wurde von Ärzten immer verneint. Irgendwie fand ich es nämlich schon komisch, dass ich vorher nie krank war. Ich selbst kam schließlich irgendwann darauf, ein MRT von den Brüsten anfertigen zu lassen. Das erschreckende Ergebnis: Ruptur des linken Implantates.

Die guten Implantate gehen nicht kaputt 

In der Folge plante ich also meinen Austausch. Die beratenden Ärzte für den Austausch versicherten mir, dass sie das noch nie gesehen hätten, ich ein trauriger Einzelfall sei und bei intakten Implantaten niemals mit so einer Gesundheitsschädigung zur rechnen sei. Alles klar. Trauriger Einzelfall. Ich ließ also meine Implantate gegen die neuen und guten Implantate tauschen. Dieses Mal Polytech. „Die guten Implantate“. Made in Germany! CE-Zertifiziert. Ich hatte das Thema aus den Augen verloren. Ich war wieder die „Alte“. Habe einen neuen Job gefunden, geheiratet und war so voller Energie wie die letzten fünf Jahre nicht mehr.

Doch dann fingen im Winter 2017 meine Beschwerden kurzzeitig wieder an. Ich dachte, dass ich mir das nur einbilden würde und unterdrückte mein unangenehmes Bauchgefühl. Im Winter 2018, als ich mittlerweile wieder mal für kurze Zeit arbeitsunfähig war, dachte ich auch noch: Ach, stell dich nicht an, aber schau mal im MRT, ob die Implantate nicht doch wieder kaputt sind. Waren sie nicht! Aber der Radiologe sagte: „Man kann sich leider nicht zu 100 % auf das MRT verlassen, Mikrorupturen kann man leider nicht sehen. Wenig später sah ich einen Akte-Bericht auf SAT1 von Birgit Schäfers und ich verstand, dass ich kein Einzelfall bin, sondern mittlerweile in den sozialen Medien mehr als 100.000 Frauen in verschiedenen Gruppen ihre Erfahrungen teilen. Alle vereint die gleiche Geschichte. Noch heute lese ich fast täglich meine Geschichte, zumindest liest es sich wie meine Geschichte, nur ist es eine weitere Betroffene.

Meine Enbloc-Entnahme im Mai 2019

Nachdem ich Ruhe bewahrt hatte und mich auf zahlreiche Internetseiten schlaugemacht hatte, war mir klar, dass die körpereigene Kapsel in einem Stück mit raus müsste. Sie dürfte erst außerhalb des Körper geöffnet werden, sonst könnte Silikon oder der Biofilm mit zahlreichen Bakterien oder Viren in meinen Körper gelangen. Außerdem war mittlerweile bekannt und erwiesen, dass Implantate eine seltene Tumorkrankheit ((BIA) ALCL = Brustimplantat-assoziierten anaplastischen Großzell-Lymphom) auszulösen können. Der Verkauf meiner tollen Polytech Implantate wurde in Frankreich mittlerweile verboten!

Alle Implantate können krankmachen – egal von welchem Hersteller

Natürlich gibt es zahlreiche Frauen, die keine Beschwerden haben. Doch hier stellt sich die Frage: Wie lange noch? Ohne Panik verbreiten zu wollen, ist eines mittlerweile in der Medizin unbestritten: Implantate haben Einfluss auf das Immunsystem. Das Immunsystem versucht ständig, diesen Fremdköper abzustoßen. Es wird eine Kapsel gebildet, um so den Körper vor diesem Fremdkörper zu schützen. Weiterhin ist in zahlreichen Studien belegt worden, dass Silikon „ausbluten“ kann. Dies geschieht meistens erst nach 3-4 Jahren. In Obduktionen haben Ärzte bewiesen, dass Silikon in Leber, Nieren und Gehirn zu finden war. Natürlich auch wieder nur Einzelfälle!

Die Dunkelziffer ist weit höher